Was heißt Integral (AQAL)? - Rolf Lutterbeck

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Was heißt Integral (AQAL)?

Was heißt integral?

Integral im Sinne Ken Wilbers* ist weit mehr als das, was im Allgemeinen "ganzheitlich" oder "systemisch" genannt wird. Kurz gesagt bedeutet es, alle Perspektiven (s.u.) einzunehmen und keine zu bevorzugen. Alles findet Platz in EINEM Bild (Grafik von Wulf Mirko Weinreich).

Die verschiedenen, integralen Perspektiven lassen sich in fünf Kategorien gliedern: Quadranten -, Ebenen-  (auch Level oder Wellen genant), Linien-, Typ-  und Zustands -Perspektiven. Eine gängige Abkürzung ist auch AQAL, die für Alle Quadranten, Alle Level steht.

Ausführlichere Informationen gibt es unter Integrale Grundhaltung im Leben und die Integrale Mindmap gibt noch einmal einen kompakten Überblick in Stichworten über die integralen Aspekte.

Quadranten-Perspektiven


Alles Lebendige (z.B. ein Mensch) hat ein "Innen"  (subjektiv, erfahrbar) und ein
"Außen" (objektiv, sichtbar, messbar) und ist in Systemen (z.B. Umfeld, Familie, Organisationen) eingebunden. Somit entstehen vier unterschiedliche, gleichwichtige Perspektiven, die sich in Form eines Quadrantenbilds strukturieren lassen.
Die Quadranten entstehen durch die Unterteilung in Außen (rechte Quadranten) und Innen (linke Quadranten) und außerdem in individuell (obere Quadranten) und systemisch (untere Quadranten).
Oder anders gesagt: links sind die subjektiven ICH- und die WIR-Perspektiven und rechts die objektiven ES- und SIE-Perspektiven.
Und aus jeder Sicht sieht die Welt anders aus! Und alle sind gleich wichtig!

Alle Dinge und Ereignisse lassen sich "durch die Quadranten" betrachten (das bezeichnet man als Quadrivia-Sichten). Beispiel "Auto": objektiv gesehen hat ES (das Auto) 4 Räder, einen Motor, usw. und ist ein Bestandteil des Verkehrssystems (SIE); ICH finde ein Auto nützlich und bequem; WIR (größtenteils) in Deutschland halten aber ein Auto auch für umweltschädlich.

Quadrantenmodell nach Ken Wilber


Informationen über die vier Quadranten im Business-Kontext gibt es unter Info: Business Perspektiven und in meinem Artikel: Die Visualisierung des sozialen Holons: "Unternehmen" in der Zeitschrift IntegralePerspektiven.

Level (Ebenen), z.B. Spiral Dynamics
Der mentale Bereich (Bewusstsein, linker oberer Quadrant) durchläuft wie das Äußere (vom Urknall über Atome, Moleküle, Zellen, Organisamen, ....) auch eine Entwicklung, die man in verschiedene Stufen einteilen kann. Viele Forscher haben sich damit beschäftigt (siehe Vergleich) und die Entwicklung in ihren Modellen beschrieben, wie z.B. Maslow (Bedürfnispyramide), Piaget (Kognitionsentwicklung) oder Kohlberg (Moral).

Für den Businessbereich ist das Modell Spiral Dynamics sehr geeignet. Es zeigt die Entwicklung der Werte, die über 8 Stufen (oder auch vMeme = value Meme genannt) zunehmenden Bewusstseins verläuft. Ausführlichere Informationen befinden sich unter Spiral Dynamics und ein Folienvortrag zu Spiral Dynamics kann in der Rubrik Downloads heruntergeladen werden.

Für das Coaching nutze ich das etwas differenziertere Model Stages von Terri O'Fallon.

Linien (Ströme, Intelligenzen)
  
Die Entwicklung von Menschen und Systemen erfolgt nicht “einheitlich”, sondern auf verschiedenen Linien oft sehr unterschiedlich (Goleman spricht z.B. von Intelligenzen). So gibt es beispielsweise den hoch-intellektuellen aber sozial-inkompetenten Manager (d.h. die Linie “Kognition” ist weit, die Linie “Soziale Kompetenz” kaum entwickelt) oder es gibt das prozessoptimierte, hochtechnologisierte Unternehmen mit kaum entwickelter zwischenmenschlicher Kommunikation.

Einige wichtige Linien, die im Business, d.h. bei der (Unternehmens-)Führung, der Beratung und beim Coaching, je nach Kontext und Auftrag berücksichtigt werden sollten sind u.a. kognitive Intelligenz, unternehmensspezifische Skills, soziale Kompetenz, Führung(sstile), Organisationsreife und Unternehmenskultur.
Wenn eine wichtige Linie eines Menschen oder eines Unternehmenssystems zu weit "hinterherhinkt", behindert sie die Entwicklung des Menschen (bzw. Systems) insgesamt.

Linien können auch den Quadranten zugeordnet werden. So entsteht z.B. folgendes Bild:

Typ-Perspektiven
Der Einsatz von Typologien, wie MBTI (Myers-Brigss-Typ-Indikator), HDI (Hirndominanz) oder DISG, ist bereits sehr häufig üblich. Wichtig: Typen unterscheiden sich von Entwicklungsebenen, auch wenn für beide Perspektivarten oft Farben verwendet werden! Typen differenzieren AUF EINER Ebene, d.h. der Typ X findet sich auf allen Ebene (in verschiedener „Entwicklungs/Ebenen-Reife“) wieder. Da häufig sowohl für Typ- als auch Ebenen-Modellen Farben verwendet werden, wird dies schnell verwechselt.

Eine einfache, aber bedeutende Unterscheidung ist männlich oder weiblich. Die Sichten auf die Welt sind sehr unterschiedlich. Viele westliche Unternehmen sind insgesamt eher “männlich” (Betonung von Individualität, Power, Wettkampf, ...). D.h. mehr “Weiblichkeit” (Miteinander, Kommunikation, Emotionalität,...) würde solche Unternehmen besser ausbalancieren.

Ziel bei der Nutzung von Typologien ist meist eine passende Balance der verschiedenen Typen zu finden, da das völlige Fehlen einer Typ-Perspektive zu Problemen führen kann.

Ich verwende in der Beratung und im Coaching als Typologie häufig die Metaprogramme, wie z.B. Big-Picture-Denker vs. Detail-Denker, Ziel- vs. Problemorientierung, etc.

Zustands-Perspektiven
Zustands-Perspektiven sind z.B. Wachen, Träumen, Tiefschlaf. In jedem dieser Zustände „sieht die Welt anders aus“ und gibt es sehr unterschiedliche Möglichkeiten (wobei nur wenige Menschen die Tiefschlaf-Welt erfahren können).

An Tagen, an denen ich im Zustand (in der Zustands-Perspektive) „gut-drauf“ bin, gelingen mir Handlungen eher und besser und die Welt erscheint mir freundlicher. Durch Kreativzustände werden mehr Ideen kreiert, durch Alpha-Zustände (Trancen) werden leichter Lösungen gefunden. Daher sind Zustandswechsel (als Selbstmanagement oder als Coaching-Intervention bei anderen) äußerst nützlich und bringen neue Erkenntnisse.

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Ken Wilber
Ein guter Einstieg (optisch aufgearbeitete Zusammenfassung von "Integrale Spiritualität").



Weitere Links und Literaturtipps gibt es hier.

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