Integrale Grundhaltung im Leben - Rolf Lutterbeck

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Integrale Grundhaltung im Leben

Das integrale Bewusstsein ist eine Transzendierung und Integration aller wichtigen Perspektiven der Prämoderne, Moderne und Postmoderne. Ken Wilber, der dieses Bewusstsein am besten beschrieben hat, fasst die wichtigen Perspektiven in den fünf AQAL-Dimensionen zusammen (AQAL ist die Abkürzung für All Quadrants, All Levels):
1) Quadranten (das Innerliche und Äußerliche des Individuellen und Kollektiven/Systemischen);
2) Entwicklungsebenen (z.B. Spiral Dynamics-Ebenen, StAGES);
3) Linien (Beachtung der unterschiedlichen Entwicklung von beispielsweise Kognition, Werte, Moral u.v.m.);
4) Typen (z.B. männliche vs. weibliche Sicht) und
5) Zustände (z.B. Wachen, Träumen, Tiefschlaf).
Mindmap

Daraus ergibt sich eine „hohe" Grundhaltung, die - insbesondere aus Sicht der Postmoderne - abgehoben, arrogant und elitär wirken kann (Zitat Wilber: "Grün sieht bei gelb rot"). Dieses "Missverständnis" geschieht jedoch nicht nur gegenüber dem integralen Bewusstsein, sondern kann auch bei jeder anderen Ebene der Fall sein. Oft „irritiert" eine höhere Stufe eine niedrigere und Einsichten aus höheren Ebenen werden nicht verstanden (und meist für „tiefer" gehalten – aus Sicht der Moderne werden Postmoderne meist als Spinner gesehen, die die Rationalität und Effizienz noch nicht verstanden haben).

Die integrale Grundhaltung beinhaltet unter anderem, dass jeder Recht hat, aber nur eine unvollständige Sicht hat (Ken Wilbers Satz dazu ist „True but partial"). Jede Theorie, Meinung, Haltung (auch die integrale) übersieht daher etwas. Das Integrale versucht mit Hilfe der integralen Metalandkarte (siehe AQAL-Modell oben) die für die heutige Zeit umfassendste Form der Perspektiveinnahme zu verwirklichen.

Jeder Mensch (und auch jedes andere Lebewesen) hat vier Quadranten und ist somit Individuum und gleichzeitig auch seine Systeme, zu denen es gehört. Beides hat ein erlebbares Innen (Gedanken, Bewusstsein, Gefühle,…) und ein messbares, beobachtbares Außen. Die vier Quadranten beeinflussen sich dabei zu jedem Zeitpunkt untereinander. Ein Mensch sollte daher in all seinen Quadranten gesehen werden und auch Veränderungen sollten in allen vier Quadranten (als Tetra-Evolution) stattfinden. Dies gilt sowohl bei Personen als auch bei Systemen (Familie, Team, Unternehmen, Nation,…). Jeder Augenblick ist eine Fortsetzung der gesamten Vergangenheit und gleichzeitig offen für völlig Neues (Karma und Kreativität). Die persönliche Lebensgeschichte und die Vorfahren beeinflussen das, was jetzt getan wird und gleichzeitig hat jeder die Freiheit, etwas anderes zu tun.

Menschen sind dabei in ihrer Entwicklung auf verschiedenen „Linien" (Kognition, Werte, Moral, soziale Kompetenz, ...) unterschiedlich weit, z.B. gibt es Menschen mit einer hohen Kognition und mit geringer sozialer Kompetenz oder andere mit hoher Spiritualität und geringer Moral. Je nach Kontext wäre es dann sinnvoll, an einer Linie zu arbeiten. Auch Personen mit integralem Bewusstsein haben Linien, die nicht alle auf integralem Niveau sind.
Alle Bewusstseinsebenen (magisches, mythisch, traditionelles, modernes, postmodernes Wissen) sollten in gesunder Form integriert werden. Das heißt u.a., dass zum Integral-sein eine gesunde Form der Egozentrik gehört. Sich also als ein besonderes, einzigartiges Wesen sehen, sich wichtig nehmen und für sich selbst sorgen.
  • Zudem sollten „gute" Ordnungen und Hierarchien beachtet werden. Die systemische Arbeit zeigt z.B., dass „Oben" Verantwortung für „Unten" hat. Die Großen/Alten sich also um die Kleinen/Jungen kümmern und nicht umgekehrt.
  • Auch Effektivität, Effizienz und Innovation durch Nutzung von Rationalität, Kreativität und Reflexion ist bei einer integralen Grundhaltung wichtig.
  • Der Gedanke, dass die Erlebens-Welt und Weltsicht in unseren Köpfen konstruiert wird und dass, wenn mich etwas affektiert (emotional aufregt) und nicht nur informiert, es ein Schatten von mir sein könnte, d.h. ein Thema, mit dem ich mich auseinandersetzen sollte, ist bei einer integralen Grundhaltung selbstverständlich.

Die integrale Lebenspraxis und Persönlichkeitsentwicklung umfasst dabei schwerpunktmäßig die Entwicklung von Perspektivfähigkeit (mind, das Aufwachsen), die Entwicklung von subtiler und kausaler Wahrnehmungsfähigkeit (spirit, das Aufwachen), die Reduzierung von Schatten (shadow, das Aufräumen) und die Entwicklung des Körpers (body, das Aufbauen).

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